Funktionseigenschaften der Dichtungen von Abwasserleitungen
Gut funktionierende Dichtungen von Abwasserleitungen sind wichtige Bauelemente vieler technischer Produkte. Im einfachsten Fall gilt es, ein nur wenig aggressives Medium unter atmosphärischem Druck abzudichten. Bei komplexen Anwendungen müssen eine hohe Dichtheit und Anlagensicherheit bei hohen Betriebstemperaturen, hohen Drücken und aggressiven Medien garantiert werden. Dichtungen sind für die korrekte Funktion der Abwasserleitung meist unabdingbar und sitzen immer an den kritischsten Stellen technischer Systeme – an den Rohrverbindungen. Nachfolgend werden wesentliche Funktionseigenschaften der Dichtung beschrieben.
Abwinkelbarkeit
Setzungen im Auflagerbereich, hervorgerufen etwa durch Bergsenkungen, Grundwasserströmungen oder Bauwerke, sollten konstruktiv berücksichtigt werden. Abwinklungen können in den Steinzeugmuffenverbindungen sicher erfolgen. Die Dichtheit der Verbindung bei einer Abwinklung der Rohre stellt daher einen wichtigen Sicherheitsaspekt dar. Die Mindestanforderungen sind nennweitenabhängig in der EN 295 bzw. ZP WN 295 festgelegt.
Muffenspalt
Entsprechend den Regelwerken ist ein Muffenspalt von mindestens 5 mm einzuhalten. Hierdurch wird sichergestellt, dass Abwinklungen möglich sind. Die Beurteilung eines Muffenspaltes an eingebauten Steinzeugmuffenrohren ist abhängig von der Konstruktion der Muffe. Die Maße sind in der ZP WN 295 festgelegt.
Scherlastbeständigkeit
Eine Rohrverbindung muss bei der Prüfung nach EN 295-3:2012, Abschnitt 21.3, einer Kurzzeit- und einer Langzeitscherlast widerstehen. Auf ein Rohr ist eine äußere Last so aufzubringen, dass auf die Verbindung eine Mindestscherlast von 25 N/mm Nennweite einwirkt. Die Verbindung muss den in der EN 295-1:2013, Abschnitt 6.2.1, festgelegten Prüfdrücken von 5 kPa (0,05 bar) und 50 kPa (0,5 bar) für 15 Minuten ohne sichtbare Undichtigkeit standhalten. Müssen Rohre und Verbindungen im Dauerbetrieb unter niedrigem Überdruck beständig sein, ist der Prüfdruck anzugeben. Ein Bauteil darf jeweils nur in einer Verbindung geprüft werden. Verbindungen, die diese Prüfung bestehen, werden auch als wurzelfest angesehen.
Sohlengleichheit
Die Sohlengleichheit beschreibt den Übergang von einem Rohr zu einem anderen Rohr in der Verbindung und dort im Bereich der Sohle. Damit die Hydraulik der eingebauten Rohrleitung optimal gegeben ist, sind Nennweitenbezogen Grenzmaße in der EN 295 festgelegt. Für die unterschiedlichen Verbindungssysteme sind zur Herstellung der Sohlengleichheit beim Einbau die Anweisungen in den Einbauvorschriften der Hersteller zu beachten.
Wurzelfestigkeit
Steinzeugrohre und -formstücke sind wurzelfest; die Wurzelfestigkeit wird mit der Prüfung der Scherlastbeständigkeit festgestellt. Die entsprechenden Anforderungen sind in der EN 295-3 geregelt.